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Ulrich Naß

Ulrich Naß wurde 1950 in Stavenhagen geboren, wuchs aber in Schwerin auf. Seine Eltern trennten sich 1960. Kurz nach dem Mauerbau gelang seiner Mutter die Flucht aus der DDR. Ulrich Naß blieb bei seinem Vater in Schwerin, der später erneut heiratet.

Ab 1965 gerät er regelmäßig mit der Polizei und der Staatssicherheit aneinander. Er wird des Gymnasiums verwiesen, aus der FDJ ausgeschlossen und bekommt Spielverbot mit seiner Band. Das Spielverbot ignorierte er, wurde von der Polizei von der Bühne geholt – und das Publikum und der Bekanntheitsgrad der Suarins wuchs. Gespielt wurde aktuelle westliche Beatmusik. Konzerte und Festivals wurden veranstaltet. Konflikte mit der Staatssicherheit und Polizei waren vorprogrammiert.

Ulrich Naß wurde 1950 in Stavenhagen geboren, wuchs aber in Schwerin auf. Seine Eltern trennten sich 1960. Kurz nach dem Mauerbau gelang seiner Mutter die Flucht aus der DDR. Ulrich Naß blieb bei seinem Vater in Schwerin, der später erneut heiratet.

Ab 1965 gerät er regelmäßig mit der Polizei und der Staatssicherheit aneinander. Er wird des Gymnasiums verwiesen, aus der FDJ ausgeschlossen und bekommt Spielverbot mit seiner Band. Das Spielverbot ignorierte er, wurde von der Polizei von der Bühne geholt – und das Publikum und der Bekanntheitsgrad der Suarins wuchs. Gespielt wurde aktuelle westliche Beatmusik. Konzerte und Festivals wurden veranstaltet. Konflikte mit der Staatssicherheit und Polizei waren vorprogrammiert.

Im Sommer 1968 plante er das erste Mal die Flucht aus der DDR, da befand er sich noch in der Berufsausbildung. Am Jahresende 1968 verwarf er einen zweiten Fluchtversuch, da er erfuhr, dass er Vater wird. Nach der Heirat und der Geburt der Tochter verläuft sein Leben zunächst ruhiger. Die Trennung und anschließende Scheidung 1972 werfen ihn aus der Bahn. Im Januar 1973 wurde er durch das Ministerium des Innern (MdI)/ Volkspolizei verhaftet und vom Kreisgericht Schwerin zu 2 Jahren Arbeitseinsatz in StVK Warnemünde verurteilt. Haftgrund ist der Paragraph 249 - Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten.

1974 stellt er in Haft einen Antrag auf Übersiedlung in die BRD. 1975 darf der die DDR in Richtung Hamburg verlassen. Zu diesem Zeitpunkt ist er 25 Jahre alt.

Das Ministerium für Staatssicherheit versuchte ihn mehrfach als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) anzuwerben, selbst dann noch als er bereits in Hamburg lebte.  

Lebenslauf
06.04.1950

geboren in Stavenhagen

1956-1964

Schulausbildung POS in Schwerin

1961

Scheidung der Eltern; bleibt beim Vater in Schwerin; Mutter siedelt 1961 in BRD über; bei Elternteile heiraten später wieder

1964-1966

Schulwechsel - Aufnahme Lehrausbildung bei VEB Wohnungsbaukombinat als Schüler der EOS; nach 1,5 Jahren Verweis von EOS und Rückstufung auf POS; Abschluss 10. Klasse

1965

Ausschluss aus FDJ

1965

Bildung der Band "Stragglers" bzw. "Suarins", die ausschließlich westliche Beatmusik spielte 

1966

Entzug der Spielerlaubnis

1966

polizeiliche Erfassung wegen Rowdytums, Spielen ohne Spielerlaubnis, westlich-dekadenter Lebensweise, negativer Einstellung gegenüber Staat; Überwachung durch Polizei und MfS

1967

erste Anwerbeversuche (bei ihm) und bei Mitgliedern der Band durch MfS

1966-1968

Ausbildung zum Industriekaufmann bei VEB Wohnungsbaukombinat

22.07.1968

Anlegen operativer Vorgang "Flug" wegen Delikt §213

Hintergrund: Planung Sommerurlaub in Prag (Festivalbesuch), dabei aber auch Planung Republikflucht; Visum und Reiseunterlagen wurden von Behörden wieder entzogen

weitere Planung eines Fluchtversuches im Winter 1968: Versteck in Kiste auf LKW um so in BRD zu gelangen

 

15.09.1968-15.07.1971

Arbeitsaufnahme bei PGH Keramik

1969-1970

Wehrdienst bei VP-Bereitschaftspolizei "Karl Liebknecht"

1969

Heirat und Geburt der Tochter

1971

PGH Keramik deligiert ihn zur Teilnahme am Fernstudium Fachrichtung Ingenieurökonomie; Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz

15.07.1971

Arbeitsplatzwechsel zu PGH Blindenhandwerk "Fritz Reuter" als Sachbearbeiter

1971

Abschluss des Operativen Vorgangs "Flug" mit strafrechtlichen Mitteln nicht möglich, daher erneuter Versuch der Anwerbung als IM

01.12.1971-08.08.1972

Arbeitsplatzwechsel zum VEB Plastmaschinenwerk Schwerin-Wüstmark als Materialbeschaffer - wiederholtes Fernbleiben von Arbeit, Disziplinarmaßnahmen, Verweis, strenger Verweis

1972

Scheidung

ab Herbst 1972

bis Ende 1972 wieder bei PGH Keramik; Entlassung wegen unerlaubten Fehlens

Anfang 1973

wegen Entlassung, unsteten Lebenswandels, Drogen- und Alkoholmissbrauchs, Arbeitsbummelei - Einleitung des Verfahrens wegen §249 (Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten)

25.01.1973

Inhaftierung durch MdI

01.06.1973

vom Kreisgericht Schwerin zu 2 Jahren Arbeitseinsatz in StVK Warnemünde verurteilt, anschließend staatliche Erziehungs- und Kontrollaufsicht

27.02.1974

Stellung Ausreiseantrag während Strafvollzugs

23.10.1974

erneuter Antrag auf Ausweisung aus DDR - Übersiedlung zur Mutter; von staatlicher Seite wird Ausweisung empfohlen, da er großen Einfluss auf "negativ-dekadente Jugendliche" in Schwerin hat

Januar 1975

Haftentlassung

31.07.1975

Aussiedlung wird zugestimmt

29.10.1975

Ausweisung aus DDR

seit September 1975

engmaschige Überwachung der Rückverbindung in DDR

1976-1985

mit Reisesperre belegt

ab 1985

erneute Anwerbeversuche durch MfS

Zeitzeugeninterview: Ulrich Naß

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