vom Haft- zum Erinnerungsort
seit 1990
Mit der Auflösung der ehemaligen Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatsicherheit wurde der historische Justizkomplex am Schweriner Demmlerplatz am 20. Februar 1990 zunächst wieder der Justiz zur Verfügung gestellt.
Parallel dazu war der Umgang mit den im Gebäude gesicherten Akten der Staatssicherheit zu klären. Mit der Ernennung des Rostocker Pfarrers Joachim Gauck zum „Sonderbauftragten der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“ wurden diese Akten im Oktober 1990 schließlich von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schweriner Außenstelle übernommen. Nach Auszug der Außenstelle übernahm vorübergehend das Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern ein Teil des Justizkomplexes im Bereich des sog. Wohnturms und des ehemaligen Gefangenenhaus. Im Zuge dessen wurde 1992 ein Teil des Geländes umgestaltet (u.a. Abriss der sog. Freigangsboxen) und aufgrund mangelnder Räumlichkeiten mit dem Bau eines provisorischen Bürocontainerkomplexes begonnen, in dem sich heute das Schweriner Amtsgericht befindet.
In der Folge stand das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landgericht befindliche Gefängnisgebäude im Zentrum von Diskussionen über dessen Erschließung als Gedenkort und Ausganspunkt politischer Bildungsarbeit. Auf Vorschlag des damaligen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und verschiedener Opferverbände vereinbarten 1994 CDU und SPD im Koalitionsvertrag die Einrichtung eines „Dokumentationszentrums zur Zeitgeschichte im ehemaligen Stasi-Gefängnis am Demmlerplatz“. Im Ergebnis der Planungen beschloss die Landesregierung 1998 die Einrichtung von Gedenk- und Forschungseinrichtungen am Schweriner Demmlerplatz und im ehemaligen MfS-Untersuchgefängnis in Rostock.
Nachdem im Jahr 2000 die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern die Trägerschaft übernommen hatte, wurde das Dokumentationszentrum am 6. Juni 2001 im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau feierlich eröffnet und mit dem Aufbau der 2005 fertiggestellten dreiteiligen Dauerausstellung begonnen.