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1945 – 1953
„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken!“
Justiz und Besatzungswillkür in Mecklenburg (-Vorpommern)

„Im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken!“
Justiz und Besatzungswillkür in Mecklenburg (-Vorpommern)

Die Ausstellung widmet sich der Geschichte der politischen Verfolgung in der SBZ und frühen DDR bis 1953 aus regionaler Perspektive. Schwerpunktmäßig behandelt wird der Zeitraum bis zur Staatsgründung. Ausgehend von der Wirkungsgeschichte des Hauses wird insbesondere anhand von Einzelschicksalen die Verfolgungspraxis der Besatzungsmacht gegen deutsche Zivilisten dokumentiert. Außerdem beleuchtet werden die Rolle der mit der Besatzungsmacht verbündeten deutschen Kommunisten und die weitere politische Entwicklung.


Die Themen:

  1. Der deutsch-sowjetische Krieg 1941 – 1945
  2. Der Einmarsch der Roten Armee
  3. Deutschland unter alliierter Besatzung
  4. Der sowjetische Sicherheitsapparat in Deutschland
  5. Das Haus am Demmlerplatz
  6. Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
  7. Willkürliche Verhaftungen von Jugendlichen
  8. Verurteilt am Demmlerplatz
  9. Übertragung des sowjetischen Modells
  10. Willkür im Zeichen der Bodenreform
  11. Die Entstehung der SED
  12. Politisierung der ostdeutschen Rechtsprechung
  13. Der politische Zweig der Kriminalpolizei
  14. Unterdrückung von Opposition und Widerstand
  15. Deutsche in sowjetischen Lagern (z.B. in Workuta)
  16. Zum Umgang mit den stalinistischen Verbrechen nach 1953
Verdienter Tschekist

„Verdienter Tschekist“ – Abzeichen des

Ministeriums für Staatssicherheit der

UdSSR (MGB).


Der operative Sektor
Willkürliche Verhaftungen

1945 wird Mecklenburg-Vorpommern Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Die weitere Entwicklung wird bestimmt durch die von der Militärverwaltung mit Hilfe ihrer deutschen Verbündeten durchgesetzten gesellschaftlichen Veränderungen. Maßgeblichen Anteil daran hat die sowjetische Geheimpolizei. Mit ihr halten Repressionsmethoden Einzug, die in der Sowjetunion ganz alltäglich sind. Dazu zählen Verhaftungen, Folterungen und Deportationen. Als Sitz des regionalen „operativen Sektors“ dient das Schweriner Justizgebäude.

Der Chef des Geheimdienstapparates in der SBZ

Der Chef des Geheimdienstapparates in der SBZ

und spätere erste KGB-Chef Generaloberst Iwan A.

Serow. Pogonij, Ja.F. u.a.: Lubjanka 2. Iz istorii otecestvennoj kontrrazvedki, Moskva 1999, S. 261.


Das Untersuchungsgefängnis
Katastrophale Haftbedingungen

Der Zellentrakt des Justizgebäudes ist mitunter derart überfüllt, dass sich bis zu zehn Gefangene eine Einzelzelle teilen müssen. Die Nacht verbringen sie häufig auf dem Zellenboden. Wasser steht nur in geringer Menge zur Verfügung. Toilettenartikel wie Seife und Zahnbürsten sind nicht vorhanden. Anstaltskleidung gibt es ebenso wenig wie Wäschestücke zum Wechseln. Nachts finden psychisch aufreibende Verhöre statt, die sich häufig über Stunden erstrecken. Um Geständnisse zu erpressen, bedienen sich die Vernehmungsoffiziere auch gewaltsamer Methoden.

Blick auf das ehemalige Untersuchungsgefängnis des operativen Sektors, 2003.

Blick auf das ehemalige Untersuchungsgefängnis

des operativen Sektors, 2003.

Privatarchiv Dr. Kai Langer, Rostock.


Das Militärtribunal
Juristische Scheinverfahren

Über strafbare Handlungen gegen die Besatzungsstreitkräfte sowie alle Versuche zur Wiederherstellung des Naziregimes dürfen ausschließlich „Gerichte der Militärregierung“ befinden. Als solche gelten in der SBZ die Sowjetischen Militärtribunale (SMT). Das SMT des Landes tagt im Regelfall im Schweriner Justizgebäude. Bei den Angeklagten handelt es sich zumeist um Personen, die „konterrevolutionärer Verbrechen“ beschuldigt werden. Die Verfahren finden meist ohne Vorlage von Beweisen, ohne Anwalt und ohne qualifizierte Dolmetscher statt.

Der wegen „Spionage“ zu 25 Jahren Haft verurteilte Rostocker Walter Kempowski als Häftling

Der wegen „Spionage“ zu 25 Jahren Haft verurteilte
Rostocker Walter Kempowski als Häftling.
Kempowski-Archiv, Rostock.