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Aktuelle Meldung

24.04.2014, 19 Uhr
Dokumentationszentrum Schwerin

Dem Volk keine Stimme. Die Wahlfälschung vom Mai 1989.
Vortrag und Gespräch mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, BStU.

Am 7. Mai 1989 waren die Bürgerinnen und Bürger der DDR wieder aufgerufen, anlässlich der Kommunalwahlen den Kandidaten der Nationalen Front in einer Scheinwahl ihre Stimme zu geben. Wie immer stand nur diese eine Liste zur Auswahl. Mit "Ja" zu stimmen, bedeutete, den Stimmzettel zu falten und in die Wahlurne einzuwerfen. Für ein "Nein" musste jeder einzelne Kandidat sauber waagerecht durchgestrichen werden. Andere Kenntlichmachungen führten zu einer ungültigen Stimmenabgabe.
Doch jede Art von Ablehnung war von der SED-Parteiführung nicht vorgesehen und wurde von den Getreuen registriert. Ebenso wie das Aufsuchen der obligatorisch aufgestellten Wahlkabine. Was dem Wahlgang im Volksmund den Beinamen "Zettelfalten" eintrug.

Diese selbstgefertigten Handzettel wurden im März und April 1989 auch im Stadtgebiet von Schwerin gefunden. Text des Handzettels lautet: Stell Dir vor, es ist Wahl, und KEINEr geht hin. Diese selbstgefertigten Handzettel wurden im März und April 1989 auch im Stadtgebiet von Schwerin gefunden.

Schon bei den vorangegangenen Volkskammerwahlen waren Vorwürfe der Wahlfälschung über "Westmedien" erstmals öffentlich geworden. Anfang 1989 riefen verschiedene oppositionelle Gruppen zum Wahlboykott auf, forderten freie Wahlen und die Beobachtung der Stimmenauszählung.

Landesweit fanden in etwa 1.000 Wahllokalen die Stimmenauszählungen unter Teilnahme von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern statt. Diese Beobachter stellten am Wahlabend eine deutlich geringere Wahlbeteiligung und eine wesentlich höhere Zahl an Gegenstimmen fest, als später öffentlich bekanntgegeben wurde. Der Verdacht der flächendeckenden Wahlfälschung war erhärtet.
Der Eintritt ist frei.


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