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25.-27.02. und 04.-06.03.2009
Dokumentationszentrum Schwerin

Seminarrückblick 2009
„Auseinandersetzung mit Diktaturen."
Methodisches Fortbildungsseminar für Lehrer/innen aus Mecklenburg-Vorpommern.

„Auseinandersetzung mit Diktaturen“ stand im Zentrum der beiden Seminare die Ende Februar und Anfang März 2009 über 40 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Mecklenburg-Vorpommern nach Schwerin führte.
Das nunmehr achte und neunte Seminar, des 2002 erstmals durchgeführten Lehrerfortbildungsseminars der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern mit Einbindung des Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland, stieß erneut auf das rege Interesse der Lehrerinnen und Lehrer an der methodisch-didaktischen Umsetzung einer vergleichenden Auseinandersetzung mit den Diktaturen in Deutschland im 20. Jahrhundert. Die große Nachfrage von Lehrkräftendes Landes M-V nach dieser Fortbildung mag nicht nur auf den ausgesprochen guten Ruf der Seminarreihe, sondern auch auf die besonderen unterrichtlichen Herausforderungen in diesem mehrfachen Gedenkjahr 2009 zurückzuführen sein.

Die vergleichende „Auseinandersetzung mit Diktaturen“ an exemplarischen Beispielen bietet Möglichkeiten für die Entwicklung der das historisch-politische Denken charakterisierenden Kompetenzbereiche: Methodenkompetenz - Fragekompetenz - Orientierungskompetenz. Diese „doppelte Erinnerung“ wird gleichwohl in der Praxis der historisch-politischen Bildung noch immer von vielen Pädagogen gescheut oder prinzipiell abgelehnt mit dem Argument, es ginge dabei um Gleichsetzung. Um dieses Missverständnis gleich zu Anfang zu klären, wurden in der Einführung in das Programm sowie die Methoden des Seminars, die Grundgedanken und Prinzipien der Seminarkonzeption offengelegt und erörtert:

  • Ideologie und Herrschaftspraxis des Nationalsozialismus mit Erscheinungsformen des stalinistischen Kommunismus und des autoritären realsozialistischen Systems der nachstalinistischen DDR an exemplarischen Beispielen aus konkreten gesellschaftlichen Bereichen zu analysieren,
  • Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede der Systeme (am Beispiel Menschenbild, Erziehung, Propaganda) herauszuarbeiten,
  • Anhand von Fallbeispielen menschliche Denk- und Verhaltensweisen zu diskutieren, um Handlungs- und Entscheidungsspielräume unter Diktaturbedingungen erfahrbar zu machen.

Sozialisationsbedingte Vorbehalte gegenüber dem Ansatz „Diktaturvergleich“, auch bei ausgewählten Vergleichsaspekten, führten zu regen Diskussionen und Austausch der unterschiedlichen Standpunkte zum Thema Diktatur unter den Pädagogen. Der Besuch des Dokumentationszentrums des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland und die Gespräche mit den Zeitzeugen während der beiden Seminare ließen neue Denkanstöße und einen Perspektivwechsel zu.

Einige Teilnehmer in beiden Gruppen berichteten ihrerseits auch offen, dass ihre Schüler das DDR-System idealisierten und der Einfluss des Umfelds und Elterhauses oft stärker wirke als der Unterricht. Der Bedarf an didaktisch-methodischer Weiterbildung in Mecklenburg-Vorpommern für eine qualifizierte Auseinandersetzung mit der Thematik in den Schulen besteht nach den Erfahrungen auch dieser beiden Seminare unvermindert.

Sehr unterschiedlich verlief die Auseinandersetzung mit der aus aktuellem Anlass des Gedenkjahres eingeführten Seminareinheit über den Umgang mit Erinnern und Gedenken in beiden deutschen Nachkriegsstaaten – zwischen Verdrängung und Erinnerung - sowie der Gedenkkultur heute. Die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Erinnerungskulturen in der alten Bundesrepublik und der DDR sowie die Diskussion über die aktuellen Gedenkanlässe und Geschichtsdeutungen wurden von den Teilnehmern von „großem Interesse“ bis „zu theoretisch“  aufgenommen.

Die schriftlichen Evaluierungen der Seminare zeigen, dass diese Seminarform überwiegend für die Teilnehmer/innen fachlich und persönlich von großem Gewinn ist. Hervorgehoben wird zudem von allen die Vielfalt und Praxisorientierung der bereitgestellten Materialien und Bearbeitungsbeispiele für den Unterricht. Die Auswertung erlaubt zudem die Feststellung, dass diese Fortbildung ihre Ziele erreicht. Die Diskussionen sprengen mitunter den Zeitplan, doch nicht zuletzt entwickelt sich durch die intensive Interaktion der Teilnehmer eine vertrauensvolle kollegiale Atmosphäre und große Offenheit, die entscheidend zum Gelingen der Seminare beitragen hat.


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